Uruguay

Datum: Freitag, 8. November 2019, Position: Von Concordia, Argentinien, über Paysandú, Uruguay, und Fray Bentos, Uruguay, nach Gualeguaychú, Argentinien, Stimmung: Gut!

Doch noch kurz nach Uruguay, der Papiere wegen

Mehr Loch als doch... Und das ist noch ein wirklich guter Abschnitt!
Mehr Loch als doch... Und das ist noch ein wirklich guter Abschnitt!

Ihr Lieben,


dass es einen Uruguay-Eintrag gibt, ist mehr oder weniger ein Unfall.


Eigentlich hatten wir beschlossen, unsere Erinnerungen an Uruguay von unserer Reise 2008 zu behalten, und etwas Zeit und vor allem Geld zu sparen, denn Uruguay gilt als teuer. Sowohl von Sprit-, als auch von den Essens- und Unterkunftspreisen her. Wenn man mit der Fähre von Colonia del Sacramento nach Buenos Aires übersetzt, dem einzigen Grenzübergang im Umkreis von einigen hundert Kilometern, sind mal eben so um die 250 US-Dollar fällig. Für ein Motorrad! Und nur so als Beispiel.


Darum hatten wir beschlossen, am Übergang Uruguaiana/Paso de los Libres direkt von Brasilien nach Argentinien einzureisen. Und das haben wir dann auch getan. Eigentlich waren die Angaben, wie die Zollpapiere bei der Einreise zu sein haben, ziemlich eindeutig. Wir hatten sie von Javier von DakarMotos bekommen, dem Unternehmen, das die Reise unserer Dicken nach Kapstadt organisiert. Alles muss demnach genau stimmen, damit bei der Abgabe am Flughafen nichts schief geht. Die Zöllner am Airport Buenos Aires sind wohl besonders strikt.


Also an der Grenze das Einfuhrpapier (TIP – Temporary Import Permit) gecheckt, und gesehen: Da steht “Automovil” statt “Motocicleta”! Nachdem das Ausstellen der Papiere doch schon eine Weile gedauert hat, und der Kollege auch unsere Liste mit den mitgeführten Gegenständen nur widerwillig gestempelt, nicht aber unterschrieben hat, reklamiere ich den Fehler lieber beim Kollegen des ausstellenden Beamten. “Kein Problem, das wird auch so anerkannt, das ist nicht wichtig!” Meine Lust, noch weiter nachzuhaken, ist verflogen. Das muss dann eben so gehen.


Direkt an der Grenze schicke ich Javier ein Foto des TIP, damit er es checken kann. Alles in Ordnung auf den ersten Blick, sagt auch er. Wir sind erleichtert.


Am Abend dann, wir sind schon in Concordia im Hotel, erhalten wir eine weitere Mail von Javier: Er hat in meinem Namen zwei Fehler entdeckt. Wie das so ist, wenn man ganz genau schaut: Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Also meint er: Unbedingt die nächste Zollstation anfahren, und das TIP korrigieren lassen.


Es gibt genau zwei Grenzübergänge, die Argentinien und Uruguay über den Rio Uruguay miteinander verbinden. Der nördlichere davon ist etwas südlich von Concordia, und heißt Paysandú. Den beschließen wir anzufahren.


Dort angekommen, suche ich zunächst eine Weile nach dem Argentinischen Zoll. Denn die Grenzstation ist Binational. Also Uruguayische und Argentinische Behörden unter einem Dach, auf der Uruguayischen Seite. Die Dame vom Argentinischen Zoll versteht zunächst unser Problem nicht: Es sei doch alles soweit in Ordnung! Wichtig sei die VIN, also die Fahrgestellnummer, und meine Passnummer. Und die seien ja wohl beide korrekt. Also alles in bester Ordnung, meint sie. Ich bin anderer Meinung, und finde, sie sollte das Papier korrigieren.


Kann sie nicht, denn es sei alles im System, und da könne sie nichts ändern. Ausreisen und wieder einreisen sei die einzige Möglichkeit, ein neues TIP zu bekommen. Ob ich das dann gleich hier machen kann? Nein. Das geht natürlich nicht, am selben Tag ein und ausreisen am selben Übergang? Verboten! Aber wir könnten ausreisen, und etwas südlich in Fray Bentos, dem zweiten Grenzübergang am Rio Uruguay, am selben Tag wieder einreisen. Das wäre möglich. Was sollen wir anderes tun, als Ihrem Vorschlag zu folgen? Diskutieren mit Grenzbeamten. Schlechte Idee. Auch hier scheinen die in der Hierarchie irgendwo zwischen dem Präsidenten und Gott angesiedelt.


Also wird unser einen Tag altes Argentinisches TIP gelöscht. Ich bekomme ein Uruguayisches, natürlich nicht ohne vorher Heike und mich aus Argentinien aus-, und nach Uruguay einstempeln zu lassen. Die Uruguayische Zöllnerin ist ungleich netter als die Argentinische, und erklärt mir alles ganz genau und doppelt. Sie lässt mich sogar die Daten am Bildschirm kontrollieren, bevor sie das Dokument druckt. Vielleicht ahnt sie, dass das, was ihre Kollegin mir eben erzählt hat, den Darmausscheidungen eines männlichen Rindviechs gleich kommt. Doch dazu später…


Immerhin darf Heike unterdessen in einer eigentlich gesperrten Durchfahrt des Kontrollpostens im Schatten warten. Denn es ist heiß hier! Ein netter Grenzer versteht, dass sie Schatten braucht, und organisiert den Platz für uns.


In Paysandú Pause zu machen, sparen wir uns, obwohl der nette Grenzbeamte von eben uns dies nahelegt. Es sein schön dort. Wir wollen allerdings nicht zu viel Zeit verlieren, denn übernachten wollen wir in Uruguay eigentlich nicht.


Kurz südlich von Paysandú gäbe es mit der Ruta 24 eine direkte Verbindung nach Fray Bentos. Doch sie ist nicht durchgehend als geteert gekennzeichnet, und das Risiko, von einer schlechten Straße aufgehalten zu werden, wollen wir nicht eingehen.


Die Ruta 3 hingegen ist eine große Straße, führt nach Montevideo, also der Hauptstadt, und dürfte darum den Umweg, den wir uns mit Ihr einfahren, Wert sein. Wahrscheinlich haben wir da ganz guten Belag. Und dann geht es nur noch ein paar zig Kilometer die 20, ebenfalls als geteert gekennzeichnet, rüber nach Fray Bentos. Drei Stunden, und wir sind durch. Locker, um rechtzeitig an der Grenze zu sein. Keine Gefahr in die Dunkelheit zu kommen, selbst wenn die Grenzprozedur etwas länger dauern sollte.


Uruguay ist sauber. Geleckt, könnte man sagen. Und wieder ist es erstaunlich, wie unterschiedlich Länder in den direkt benachbarten Grenzgebieten doch wirken können. Die Straße ist gut, und wir kommen tatsächlich gut voran. Ohne Tempolimits zu übertreten, denn Strafzettel sollen hier ebenfalls ordentlich was kosten.


Dann geht es auf die Ruta 20. Zunächst loben wir den guten Zustand der doch überraschend kleinen Straße. Zu früh gefreut! Eineinhalb Stunden später, nach wildem Slalom um übelste Schlaglöcher,  und einigen geschotterten Abschnitten erreichen wir wieder eine Straße mit gutem Belag. Da wir trotzdem versuchen, das Tempo hoch zu halten, nehmen wir das eine oder andere Loch dann doch mit. Gut. Die 24, auf die wir am Ende dieser Tortur einbiegen, und die ja angeblich nicht geteert sein soll, ist hier ganz frisch belegt. Hmmm…


In Fray Bentos erledigen wir schnell die Migración, um dann beim Argentinischen Zoll unsere neuen Einfuhrpapiere für das Motorrad zu bekommen. Ich schaue diesmal ganz besonders genau nach, und sehe Wald und Bäume wie gehabt: unsere Dicke ist ein Automovil, und mein Name an zwei Stellen falsch geschrieben!


Da hat der meinen Pass vorliegen, und tippt das wieder ganz genau in der Art falsch ab, wie gehabt? Ich bitte um Korrektur. Die gleiche Masche: Das ist bereits so im System, er hat nur die Daten erneut aufgerufen. Als ich erneut um eine Korrektur bitte, freundlich, aber insistierend , ändert er die Daten. Schließlich sind sie ja unleugbar falsch, das kann er ja nicht abstreiten.


Aber dann: Einfach so! Das geht einfach so! Ich bin einigermaßen verblüfft. Die Daten waren heute morgen ja genau so im System, wie jetzt, und die Dame vom Zoll in Paysandú war nur zu (denkt Euch was…), um das zu ändern? Heiliger Bimbam! Und dafür fahren wir hier stundenlang rum?!? 


Gut. Wir haben noch ein zusätzliches Land auf der Liste. Und wir haben gesehen, dass Uruguay noch einmal etwas anders ist. Und irgendwie hat sogar der high speed Schlaglochslalom auf der 20 etwas gehabt. Aber wäre das wirklich nötig gewesen?


Denn irgendwie fühlen wir jetzt ja schon den Zeitdruck, denn wir haben wieder mal einen Termin einzuhalten. Das sind wir nicht mehr so unbedingt gewöhnt, und angesichts der Strecken, die noch vor uns liegen, sind wir inzwischen schon ein wenig nervös.


Da dies ein Nachtrag ist, kann ich schon sagen: Die Nervosität kann sich dann noch weiter steigern, aber den Umweg durch Uruguay hatten wir ja so gar nicht eingeplant.


Ihr Lieben, wie oft heißt Reisen einfach auch, spontan zu sein, sich den Umständen anzupassen. Man kann manchen Leuten (gerade “Offiziellen”) zu widersprechen versuchen, ob es etwas nützt steht auf einem ganz anderen Blatt. Freundlich, aber bestimmt zu sein hilft oft, aber nicht immer. Also ist es das Beste, man bleibt flexibel, und ärgert sich nicht lange über Planänderungen oder Verzögerungen. Hat keinen Sinn, außer sich selbst schlecht zu fühlen.


Ihr Lieben, das ist das Leben, und wir lieben es. Genau so wie Euch!

Eintrag erstellt am Dienstag, 19. November 2019

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