Chile

Datum: Dienstag, 17. September 2019, Position: Casa Matte, Santiago de Chile, Stimmung: Top!!

Hostal Sherpa und die Presse

Hostal Sherpa
Hostal Sherpa

Ihr ganz Guten, Schönen und Lieben!


Eines hatte ich beim letzten Blogeintrag ganz vergessen zu erwähnen. 


In Illapel schliefen wir im Hostal Sherpa. Erick, ein Motoradliebhaber und Hostalbesitzer ist relaxt, sehr zuvorkommend und mächtig interessiert an den Geschichten seiner Gäste. Einst begleitete er die Ralley Dakar als support truck. Eigentlich übernachten hier auch nur Biker. Er hat ein Sammelsurium an Motoradteilen, -photos und Flaggen aller Länder. Erick ist auch geschäftstüchtig. 


Denn als wir am morgen ausschecken wollten, stand plötzlich die ördliche Presse da. Und nicht nur von einem Sender. Nein gleich von zweien. Also wurden wir über das Woher, Wohin und Warum befragt. Welche Botschaft wir an Chile hätten. Was wir Chilenen raten würden. Und natürlich: Wie uns Chile gefällt. 


Bei alle dem stand Erick gerne dabei, zeigte sich dem Kameramann und ließ so oft es ging die zwei Worte “Hostal Sherpa” fallen. 


Eine sehr amüsante und skurille Situation. Die M&M’s standen schmunzelnd am Rande und beobachteten das Ganze aus der Ferne.


Den facebook link schicken wir nach.


Wir lieben und vermissen Euch!


Toshi und Heike 


 

Datum: Sonntag, 15. September 2019, Position: Hostal Casa Matte, Santiago de Chile, Stimmung: Top!!

Chile’s Norden kann doch was


Ihr Lieben, Schönen und Guten, wo immer ihr seid!


Eine ganz feine Unternehmung war unser sogenannter Urlaub vom Reisen mit den M&M’s. Freunde aus Deutschland. Die Tage begannen fröhlich mit einem Lied auf den Lippen, das einem den ganzen Tag hielt. Etwa “ Schön ist es auf der Welt zu sein…..Oder: Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein..”. Oder mit der Rezitation eines Gedichtes, z.B. den “Septembermorgen von Möricke”, das an dem Morgen so unglaublich gut passte. 


Wir lachten viel, alberten herum, besprachen Ernstes und Ernsthaftes, klatschten und tratschten, philosphierten über die Motivation zu reisen, tranken das ein oder andere Schlückchen, aßen von grrrrrh zu wundervoll, schliefen von ääähhh zu königlich. Sprachwissenschaftliches beschäftigte uns. Die gemeinsam erlebten Eindrücke wurden des Abends ausgetauscht. Danke euch Zweien, das ihr euren Jahresurlaub mit uns verbracht habt; das ihr so lustvoll mit uns gereist seid und immer ein passendes Lied auf Lager hattet! Wir werden Euch wohl noch ein Weilchen vermissen!


Wo und wann unsere Abende endeten, wussten wir morgens noch nicht. 14 Tage täglich auf den Motorrädern hatten wir schon lange nicht mehr. Eine tolle Zeit war das. Sahen noch einmal mehr von Chile als davor und stellten fest: Der Norden von Chile kann was. 


Zurück nach Valparaiso an der Küste entlang bis Tongue. Weiter nach Huasco und von da ins Landesinnere in Richtung Valle de Elqui. Schöne Pisten weit ab der großen Strassen. Über Stock und Stein. Sand und Landschaft. Grüne, rote, blaue, aubergine und gelbe Berge. Täler mit Trauerweiden, Büsche und Pappeln in Maigrün und Gelb. Frisches Grün an den Piscoreben. In rosa, violett, gelb und magenta zeigten sich die Bodenbedecker am Rande der Atacama Wüste. Die Mandelblüte hatte begonnen. Tulpenbäume und Glyzinien waren erblüht. Nach wie vor kühle Temperaturen.


Das Valle Equi ist bekannt für den Pisco Anbau in Chile. Liebliches Tal mit niedlichen Häusern. Für Touristen aufgehübscht. Hier schliefen wir romantisch in Grün, und aßen lecker Frühstück. 


Die Hazienda Los Andes war noch eine Steigerung zu der Nacht in Grün. Ein historischer Altbau in der Farbe Siena mit Gelb. Die Zimmer weitläufig. Sehr geschmackvoll hergerichtet. Heizung gab es, was selten für Chile ist. Das liebevoll gestaltete Kaminzimmer mit Essbereich lud zu gutem Essen und Verweilen ein. Dort hätte ich, wenn ich nicht was Besseres vorgehabt hätte, für immer bleiben können. Selbst über ein eigenes Observatorium verfügt die Haziena. Leider war der Mond zu hell zum Sterne gucken. Die gute Hand von Los Andes heißt Patricia, konnte deutsch, denn sie lebte einige Jahre in Bayern bevor sie sehr krank wurde. Mit ihrem Mann zog sie sich in die Abgeschiedenheit, Ruhe und Stille dieser Hazienda zurück und gesundete.


Aquas Negras, der Pass bei La Serena nach Argentinien rüber, war geschlossen. Der freundliche, junge und gutaussehende (fanden wir übrigens alle) Grenzbeamte kam unserer Bitte nach heißem Wasser für einen Kaffee genauso freundlich nach. Nach einem Schwätzchen ging es sodann weiter. Noch lange darüber schmunzelnd, das ihm ein Zicklein auf Schritt und Tritt meckernd hinterher lief. Sie hatten drei davon, die sie dort mit Fläschen groß ziehen. Irgendeine Beschäftigung braucht man ja, wenn der Pass nur von Dezember bis April geöffnet ist, und die Grenzstation ganzjährig besetzt sein muss.


Wir nahmen dann den südlichen Pass Los Libertadores, um nach Mendoza zu fahren. Ein Kälteeinbruch mit Schnee und Sonnenschein ließ uns erstaunen. Unglaublich schöne Aussichten. Skifahrer in gleisender Sonne jagten den gigantischen Berg hinunter. Eis am Straßenrand, das in der Sonne glitzerte und unter den Reifen knirschte 


Auf argentinischer Seite dann schlechtes Wetter mit Nebel. Unser Ferienhaus kalt, dunkel und muffig. Vermutlich die Bleibe der verstorbenen Tante mit alledem, was sie besessen hatte. Und das war viel. Der Gastgeber ein Schlitzohr oder guter Geschäftsmann lockte mit Bier. Weiß doch die halbe Welt, wonach die reisenden Deutschen als erstes fragen. Der Ferienort am Stausee ausgestorben. Kein Restaurant offen. Kein Laden weit und breit bot uns unser Gastgeber an, eine Pizza zu backen. Denkwürdig diese Pizza mit gebrösltem Ei anstatt Käse, noch teigigem Teig und 12 Kulleroliven. Auf jedem Stück eine, die stets von der Pizza rollte, weil nach dem Backen draufgelegt. Auch hier waren wir uns einig: Eine der schlechtesten Pizzen von allen schlechten Pizzen, die wir je in unserem Leben gegessen hatten. Gut gemeint ist eben nicht immer gut.  Erst in Mendoza stellten wir dann noch fest, in welchem Umfang er uns über’s Ohr gehauen hat. 


Nach zwei Tagen Argentinien mussten wir leider zurück nach Santiago.14 wundervolle Tage waren im Handumdrehen vergangen. Den letzten Abend speisten wir zusammen uruquianisch. Auch schon dabei: Ein wenig Wehmut und Verlustgefühle. 


Unser Kurztrip machte uns viel Lust auf Argentinien. Mendoza war quirrlig, lebendig und bis spät in die Nacht belebte Cafes, Bars und Restaurants. Theater- und Kongressbesucher. Deutlich preisgünstiger mit besonders leckerem Kaffee. Die Küche beeinflusst von italienischen frühen Einwanderern. Von Chile nach Argentinien  ist wie um 20h abends von Frankreich nach Spanien zu gehen. Von toter Hose zu Tanzoutfit.


Dahin geht’s übermorgen nach Reifen- und Ölwechsel. Argentinien die willandaways kommen!


Wir lieben und vermissen Euch! Bleibt wir ihr seid: Denn nicht anders wollen wir euch wiedersehen!


Besos, Toshi und Heike 


 

Bilder unseres Urlaubs vom Reisen mit Besuch

















































Datum: Freitag, 30. August 2019, Position: Santiago de Chile, Hostal Casa Matte, Stimmung: Top!!

Von portablem Klo, Rohrleitungsproblemen, Kunterbuntgesprächen und Ritzelanbeterin

Gemälde in Baum auf der Av. Providencia
Gemälde in Baum auf der Av. Providencia

Ihr Lieben, Schönen und Guten!


Alexander beherbergte uns noch weitere 4 Tage, in denen die Katzen immer zutraulicher wurden, besonders Leo quatschend über das Gelände pirschte und Tante Klara ihm auflauerte, um ihm hinterrücks Eine zu wischen; in denen Toshi meine neue portable Toilette verbesserte; in denen Alexander und Toshi die Abflussleitungen der Gästetoilette frei buddelten, reparierten und wieder zu schütteten; in denen wir für Lis, eine Freundin von Alexander, kochten und miteinander aßen; in denen wir die Sterne am Firmament mit “Oh, soooooo schön” anhimmelten.


Am Samstag morgen machten wir uns mit Alexander auf den Weg nach Valparaiso. Wir nahmen eine Route quer durchs Land über Stock und Stein, Getunnel und am Ende am Meer entlang. In Viña del Mar tranken wir Kaffee am Meer, und sahen den meterhohen Wellen beim Auftürmen und tosend an Land rollen zu. Aus den Augenwinkeln beobachteten wir die Menge, die unsere Dicke inspizierte. Unter die Lupe nahm. Beim wieder aufrödeln, wurden wir mit Komplimenten überschüttet. Wie Vielen wir Freude bringen und ein Lächeln ins Gesicht zaubern! Einfach ein unbeschreibliches Gefühl!


Dann kam für Toshi und mich ein Glücksmoment. Wir erreichten nach fast 13 Monaten und 40000 km Valparaiso mit der Dicken und dem Ei. Denn wir waren vor 10 Jahren schon einmal mit dem Flieger hier. Noch vor ein paar Monaten stand unsere Weiterreise das ein oder andere Mal auf der Kippe. Wie ihr euch vielleicht noch erinnert. 

Und nun waren wir hier. Durch eigene Kraft, eurer Unterstützung und unserer Lust auf Mehr trotz gelegendlicher Heimwehattacken hatten wir diesen Meilenstein geschafft. Da haben sich aber mal Zwei auf die Schulter geklopft. Auch unserer Unterstützenden in Wort, Bild und Tat für eine Weile still gedacht.


In der legendären Villa Kunterbunt bei Martina, einer Kölnerin, und Enzo, einem Chilenen, wurden wir ganz herzlich aufgenommen. Martina lebt schon 30 Jahre hier. Beide haben 3 Kinder zusammen und mindestens 1000 Schallplatten. Von Punk über Oper und Musik der 80er Jahre. 

Als kenne man sich schon ewig, saßen wir noch lange bei Punk und Ska in der Küche. Umringt von 6 Katzen und zwei Hunden. Alexander blieb zwei, wir drei Nächte. Begleiteten Martina zum Zahnarzt, danach zu ihren Freundinnen ins Restaurant Hamburg, was eine Ansammlung an Seefahrerzeug, Schiffsfotografien, Nippes, Flaggen, Seemannsmützen und Kitsch beherbergt. Museum mit Essen und zwei reizenden Geschäftsführerinnen. Nach Einkauf, den Toshi mit “was ich am reisen so liebe: Einfach in ein Geschäft gehen, ein small talk halten, einkaufen und mit einem typischen Abschiedsgruß gehen. Wie jeder andere Chilene auch” kommentierte. Nach dem Abendessen lauschten wir wieder den 80ern.  


Am Dienstag morgen ging’s gen Santiago ins Hostal Casa Matte. Im Dunkeln kamen wir bei Cristian an, und wurden auch von Max, einem Pfälzer, herzlich begrüßt. Entspannt mit Küche mitten im Stadtteil Providencia, das ein Gemisch aus Heidelberger Altstadt und Weststadt ist. Alles, was wir brauchen, ist umme Ecke. Es läuft sich gut in der Stadt. 


Übringens kam unser Sticker vor uns im Casa Matte an. Auch Cristian weiß nicht, wer ihn auf seinen Kühlschrank klebte. It’s a miracle!


Im Park in der Nähe glotzen wir den Menschen zu. Die Jungen sind fast alle tatowiert, mit diversen Piercings versehen, bunten Haaren und meist schrill gekleidet. Nette Athmosphäre hier. Es wird jongliert, geseiltanzt, geklönt und geküsst, auch gekifft. Alte kleine, recht verlebte Villen neben recht verlebten Hochäusern mit viel Grün drum herum. Santiago wird vegan.


Frau Vella mit Töchterchen haben wir gestern getroffen. Das war super schön! Seit langem mal wieder über Heidelberg, unserer alten Heimat gesprochen. Auch Trauriges ausgetauscht.


Marcelo hat uns leider für heute abgesagt, da er auf Arbeit einspringen musste. Sehen uns dann, nachdem wir mit den M&M’s gereist sind. Auch Hatte aus Berlin wird dann wieder nach Santiago zurück kommen, und weiterreisen. Alte Freunde treffen ist so gut bei so vielen Abschieden, die eine Langzeitreise in sich hat.


Prima Überleitung: Die M&M’s sitzen im Flieger. Sie werden morgen gegen Nachmittag hier sein. Freude, Freude, Freude und nochmal Freude!


Ich beende den heutigen Eintrag mit großer Ungeduld auf unsere Freunde. Könnte sein, das wir in den nächsten zwei Wochen wenig schreiben werden. 


P.S. Mein portables Klo werde ich nach der ersten Besitzung in Scene und Geschreibsel setzen.


So long my loves! Besos, Toshi und Heike  



Ein Mix: Von Iguique über Salamanca und Valparaiso nach Santiago


Ankunft in Santiago
Ankunft in Santiago







Martina von der Villa Kunterbunt
Martina von der Villa Kunterbunt









Ankunft in der Villa Kunterbunt in Valparaiso
Ankunft in der Villa Kunterbunt in Valparaiso


Viña del Mar
Viña del Mar
Ein Café am Wegesrand
Ein Café am Wegesrand


Auf dem Weg nach Valparaiso
Auf dem Weg nach Valparaiso
Abflussreparaturen vom Gästeklo bei Alexander
Abflussreparaturen vom Gästeklo bei Alexander
Das Lehmhaus von Alexander in San Agustin
Das Lehmhaus von Alexander in San Agustin












Datum: Donnerstag, 29. August 2019, Position: Santiago de Chile, Hostal Casa Matte, Stimmung: Top!!

Lebenszeichen aus Santiago de Chile

Madonna betet Motorradritzel an
Madonna betet Motorradritzel an

Ihr Lieben, Guten und Schönen!

Hey. Schon sind wir in Santiago de Chile. Was ein Ding. Untergekommen im Bikerhostal Casa Matte. Tolles Hostal. Zentral mit Werkstatt. Da schraubt Toshi auch gleich eine Lampe an, die er hier im Hostal im Gebrauchtersatzteillager gefunden hat. Sogar die Gleiche. Es geht doch auf den unbefestigten Stassen immer mal was kaputt. 

Übermorgen kommen die M&M’s. Und wir freuen uns einen Bären. Dann fahren wir ein bisschen zusammen. Besonders freue ich mich auf M. Nach etlichen Männerbegleitungen mal wieder eine Frau mit an Bord. Mir fehlen ab und an Frauengespräche. Es klönt sich irgendwie anders!  

Wir haben vorgestern hier in Santiago schon den Seitenwagenreifen gewechselt. Es dauerte an die 4 Stunden, da noch Lager besorgt werden mussten. Denn leider waren auch die hin. Wir können besten Gewissens die Schrauber von Motoss.cl empfehlen. Die kennen sich super mit BMW’s aus. 

Gestern war Toshi mal wieder bei einem Zahnarzt, den wir auf Empfehlung aus Deutschland aufgesucht haben. Er sah aus wie Kulle, für alle die ihn kennen, und sprach ausgezeichnet Deutsch. Um es kurz zu machen: Da sich bereits einige Zahnärzte an dem Implantat versucht haben, kann er nicht einschätzen, wie lange die Behandlung dauern, und wie teuer sie werden würde. Er beteuerte, das seiner Einschätzung nach, dem Knochen nichts passieren könne, und Toshi mit dem Wackelstift jetzt einfach leben sollte, wenn er es tolerieren könne. Toshi entschied sich fürs Letztere, da die Einschätzung ihn doch sehr beruhigte. Das ist übrigens auch gut für unseren Geldbeutel. Wie schon erwähnt: Chile ist wohl genauso teuer wie die USA, wenn nicht noch teuer. Allein die Konsultation hat ein Tagesbudget gekostet. Doch das war es uns auf alle Fälle wert!

Heute Nachmittag treffen wir uns mit Frau Vella und ihrer 3 Monate alten Tochter. Frau Vella hat in Heidelberg in einer Einrichtung für geflüchtete Jugendliche gearbeitet. Wir hatten beruflich miteinander zu tun. Nun lebt sie hier in Santiago. 

Und morgen lernen wir Marcelo kennen, der uns irgendwann, ich glaube es war in Kolumbien, per Facebook angeschrieben hat. Er arbeitet als Sanitäter in der Clinica Alemana, taucht und besucht regelmässig die Osterinseln. Die würden uns ja auch noch reizen. Mal gucken, ob das machbar ist. 

Von unseren letzten Tagen bei Alexander und unserer Fahrt erst nach Valparaiso und dann nach Santiago will ich später oder morgen berichten. Jetzt geht’s erstmal in die Stadt zu Frau Vella.

Wir lieben und vermissen euch!

Toshi und Heike


Datum: Montag, 19. August 2019, Position: San Agustin, Stimmung: Top!!

Allerlei über Chile



Ihr Lieben, Guten und Schönen!


Heute ist schon Samstag und wir sind immer noch bei Alexander. Denn: Uns gefällt es hier sooooo gut! Und es gibt immer etwas zu tun. Neben ausgiebigst schlafen, und ruhen. 


Außerdem sei es zu kalt zum Weiterfahren, sagt der Alexander grad. Und wir müssten ja da bleiben, um die Wildkatzen Tia und Leo zu bekochen und zu füttern.


Zum Beispiel war heute Großwaschtag der Wollsachen und der Klamotten, die vor allem ich zum Fahren brauche, weil sie warm geben. Wenn Handwäsche gemacht wird, dauert das schon mal einen halben Tag. So verfliegen die Tage mit Alltäglichkeiten, die wir in unserem Leben zu Hause nebenbei erledigen. Schwups ist es dann schon dunkel, obwohl wir gerade erst aufgestanden waren.


Ich mag ein bisschen davon berichten, was wir mittlerweile über und in Chile erfahren haben. Was uns über diese Gegend hier, und vor allem vom Norden Chiles erzählt wurde. Manches geht ja schnell verloren, wenn es nicht mit großen Emotionen verbunden ist. 


Auf unserem Weg zur Atacama Wüste, fuhren wir unsere erste Sternwarte in Südamerika an. Auf dem Berg standen die kreisrunden Kuppeln mit vermutlichn riesigen Teleskopen. Diese war leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. In Chile gibt es aufgrund der wenigen Bevölkerung in der Atacamawüste und den ländlichen Gebieten einige Sternwarten. Der Nachthimmel hier ist ein echter Hammer. Wenn es dunkel wird, darf man nur mit dem Standlicht zur Sternwarte hoch fahren.


Zwischen Peru und Chile gab es im 19. Jahrhundert Krieg um die Herrschaft über das Gebiet im Norden Chiles. Chile gewann. Und damit gewann Chile Bodenschätze. Hier eher Bergschätze. Von ganz oben in Arica bis runter nach Santiago sind die Berge voll mit Mineralien. Chile exportiert hauptsächlich Kupfer, wenig Gold, und mehr Molybdän. 


Die Arbeiter schlafen an den Minen, bekommen einen guten Lohn. Kost und Logis sind frei. Sie schaufeln eine Woche von morgens bis nachts. Dann haben sie eine Woche frei. Sie sind angestellt und damit durch die Company abgesichert. Nichtsdestotrotz ein Knochenjob. 


Es gibt auch, wie soll ich mich ausdrücken, “selbstständige” Kupferschürfer = Piquineros. In Chuchini unweit von Alexander gibt es die Company “Laminas tres vialles”, die den Piquineros ihr geschaufeltes Kupfer abkauft. 


Kupfer und Gold gehen gerne zusammen. Das wenige Gold muss mittels Aluminium vom Kupfer getrennt werden. Außerdem findet sich im Norden Molybdän, was benötigt wird, um Stahllegierungen herzustellen.


Gold und Kupfer lagern zumeist ganz oben im Berg, erzählt uns der Alexander, der einen Freund hat, der in einer der Großmienen 30 Jahre gearbeitet hat. Hier in der Gegend um Salamanca gehört die größte Kupfermine einer kroatischen Familie. Es hat gerade hier im Norden viele kroatische Einwanderer und deshalb gibt es auch wie in Iquique kroatische Clubs, in denen sich zu Festivitäten getroffen wird. Die größte Kupfermine der Welt befindet sich bei Calama im Norden von Chile. Im Sommer kann diese Mine besucht werden. 


Deshalb sieht man immer wieder große Löcher in den Bergen von verlassenen und zu Ende ausgebeuteten Minen. Die Berge sehen dadurch irgendwie verletzt aus. Die sich noch im Betrieb befindlichen Minen sind zumeist hermetisch abgeriegelt, und sind mit überdimensionalen Planen versehen. Ein Reifen von einem Minenfahrzeug im Berg zum Beispiel ist größer als ein 2m Mensch. Er wiegt 5 Tonnen und kostet ein Vermögen. 20000 Dollar, meint Alexander. Bis zu 8 x am Tag fährt ein LKW mit 20000 Liter Diesel in den Berg, um die dort benötigten Maschinen zum Abbau des jeweiligen Minerals zu versorgen. Das wären 160000 Liter Diesel am Tag. Soviel zum Dieselproblem. Um noch mehr Kupfer schneller in die Welt zu transportieren, wurde eine Pipeline von der größten Kupfermine hier bis zum Hafen von Los Vilos gebaut, durch die das zerkleinerte Mineral mit Wasser direkt auf die Schiffe gespüllt wird.


Daraus leiten wir ab, in welchen Dimensionen sich die Ausbeute und damit der monitäre Gewinn befindet. Schon an anderer Stelle erwähnte ich, das wir Menschen alles ausbeuten bis es hin ist. In diesem Fall werden dann neue Löcher in die nächsten armen Berge gebohrt. 


Um das Gold auszulösen, benötigt es, wie bereits erwähnt, Aluminium. Um Kupfer auszulösen braucht es Schwefelsäure. Diese Säure vergiftet leider die Landschaft und das Wasser, das aus den Bergen in die Flüsse fließt. Deshalb gibt es in Antofagasta die höchste Rate an Krebserkrankungen in der Welt, weil die Menschen das verseuchte Hahnenwasser trinken. Besonders die Brustkrebserkrankung. Das war also der Grund, weshalb unser Hostalbesitzer stets wiederholte, bloß kein Wasser aus dem Hahn zu trinken.


Und wenn wir schon bei Antofagasta sind, dann kann ich auch gleich anmerken, das diese Stadt auch Antofalopa genannt wird. Das ist, weil von hier Kokain aus Bolivien in die Welt verbreitet wird. Über den Fußweg wird das Gift, sicher auch noch anders, über die Grenze geschmuggelt und vom Hafen in Antofagasta verschifft. Ich erfuhr erst hier, daß nicht weniger als der bolivianische Präsident Morales selbst die größte Koksproduktionskocherei Boliviens besitzt. Übrigens wird Salamanca auch Salgancha geschimpft, weil es hier große Hanfplantagen gibt, und hier viel gekifft wird. Dabei sind Drogen in Chile doch verboten. 


Miyake erzählte mir, das halluzinogene Drogen wie Mescalin, das aus einem Kaktus rausgekocht wird, Pilze und das Gift eines kleinen grünen Frosches hier Medizin genannt wird. In Tipis wird die Medizin unter Anleitung eines Shamanen und unter Gesängen zu sich genommen. Die Frage lautet dann: Was will mir die Medizin, z.B. der Frosch sagen? Und beim Frosch kann die Wirkung bis zu 8 Stunden anhalten. Durch Visionen zeigt sich dann die Antwort der Medizin. Für mich als Kontrollheimerin wäre das ja so gar nichts.


Das Gift des kleinen grünen Frosches beherbergt noch eine andere interessante Geschichte. Es werden im Amazonasgebiet mit diesem Gift, Tiere zum Essen gejagt. Der Speer wird in das Gift getunkt. Sobald die anvisierte Beute das Gift riecht, legt es sich hin, und lässt sich töten.


Da wir schon beim Essen sind, noch gleich etwas über das Essen. Neben Fleisch und Fisch ist in ganz Chile die Cazuela beheimatet. Sie kann mit Fleisch oder Fisch sein. Dann heisst sie nur anders: Calldio de congrio. Üblicherweise gehören in die Suppe Mais in Stücken, Sellerie, Möhre, Petersilie, Kartoffeln und Kürbis.


Gern werden Empanadas am Meer mit Käse und Shrimps gefüllt und frittiert. Yummie! Empanadas aller façon finden ihre Zubereitung. Käse, Huhn, Rind, Meeresfrüchte. Besonders die Empanada pino, die im Ofen gebacken wird, was al Horno genannt wird, ist sehr beliebt. Neben gewürzten und geschmorten Fleischstückchen mit glasierten und gesüssten Zwiebeln gehören immer eine große schwarze Olive und ein hart gekochtes Ei hinein. Eigentlich auch eine Rosine. Das hatten wir bisher noch nicht. Sie werden gebacken, nicht frittiert. Oft sind sie so gross, das sie dem Toshi für eine Mahlzeit reichen. 


Mote con Huesillos ist ein Getränk, das aus Weizen gekocht und mit getrockneten kleinen Pfirsichen gereicht wird. Auch das habe ich bisher noch nicht probiert. 


In den Bäckereien wird “Kuchen” verkauft. Er kam mit den deutschen Einwanderer im 19. Jahrhundert nach Chile. Kuchen ist ein versenkter Apfelkuchen, und ist überall in Chile zu erwerben. Übrigens im Bezirk des Lake District von Conzepćion bis Puerto Montt leben die meisten der deutschen Einwanderer. Dort irgendwo findet das zweitgrößte Oktoberfest nach München statt. Es wird deutsch gesprochen. Von einem Zahnarzt in Osorno, das dort gelegen ist, hat Toshi einen deutschsprachigen Zahnarzt in Santiago genannt bekommen. 


Ja, und dann wird hier im Norden die berühmte Piscotraube angebaut. Die Rebe ist ca. 1m70 hoch. Wie an einem aufgespannten Regenschirm wachsen die weißen Trauben oben am Stock. Im Winter sieht man nur den Stock. Noch sind sie nicht grün.


Übrigens streiten sich Peru und Chile darum, wer das Getränk Pisco Sour erfunden hat. Vermutlich beide zur selben Zeit. Der Pisco ist ein gebrannter Schnaps aus dem Traubeninneren. Das Ganze wird dann mit Zucker und viel Zitronensaft zu einem Cocktail verschüttelt und mit geschlagenem Eiweiß vom Hühnerei als Schaumersatz getrunken. Mir ist er zu sauer. Alles zieht sich zusammen davon. Pur nach dem Essen ist er mir lieber. Sein Geschmack ist mit nichts, was ich kenne, zu vergleichen. Manche sagen, das er wie italienischer Grappa schmeckt. Find ich nicht, weil ich Grappa nicht mag.


Auch muss ich unbedingt noch von einer geschmacklichen Scheußlichkeit berichten. Ein Completo. Das ist wie ein übergroßer Hotdog. Nur daß das Brötchen zwar angewärmt, aber dann immer noch ein durchaus ungeröstetes weißes Schlabberteil ist. Die Bockwurst ist schon ok. Hinzu werden zerkleinerte Tomatenstückchen zur Wurst gegeben. Avocadobrei oben drauf. Möglichst alles ungesalzen. Eine 1m dicke Schicht Tütenmayonaise bildet den Abschluss. Ein Streifen Ketchup stellt die Verzierung dar. Der Completo ist noch schwieriger zu essen als ein Doppeldoppelwhopper von Burgerking. Der Mayonaise-Ketchup-Tomaten-Avocadobrei fliegt beim Reinbeißen überall herum. Verkleckst die Hose und Pullover, beschmiert Gesicht und Bart. Schmecken tut er lediglich nach einem ungesalzenen Mayonaiseberg mit leicht kaubarem Mampf.


Wir lieben und vermissen euch von hier bis zum Mond und zurück! Trotzdem lieben wir, was wir tun! 
Toshi und Heike

Datum: Donnerstag, 15. August 2019, Position: San Agustin zu Gast bei Alexander Jegge im Tal der Hexen, Stimmung: Top!!

Im Tal der Hexen



Ihr Lieben, Guten und Schönen!


Im Tal der Hexen in San Agustin bei Salamanca sind wir am Montag abend im Anwesen von Alexander angekommen. Er und seine Tochter Miyake holten uns in der Stadt ab, und es ging circa 20km in die Landschaft. Zuerst geteert, dann Sand, Geröll und schließlich durch eine Wasserfurt.


Alexander kommt aus der deutschsprachigen Schweiz und lebt nun seit 2010 fest in Chile. Er importiert Uralgespanne. Besser gesagt, er ist DER Generalimporteuer für Südamerika. Mit allem kennt er sich aus, was einen Motor hat. Ob Schiff, Flugzeug, Auto oder Motorrad. 


Seit er 20 Jahre alt ist, reist er um die Welt. Ende der Siebziger transportierte er wie Toshi’s Bruder, LKW’s, Busse oder PKW’s nach Africa. Dann reiste er per Anhalter oder Bus durch Africa. Später ging es weiter durch Nord, Mittel- und Südamerika, Indien, Afghanistan. Es gibt quasi kein Land, das er nicht per Esel, Pferd oder zu Fuß bereist hat. Da waren weder Touristen noch irgendwelche Straßen gebaut. Wenn er erzählt, hören Toshi und ich ganz ehrfürchtig und aufmerksam zu. Reisen zu dieser Zeit war ein wirkliches Abenteuer. Für mich wäre zu der damaligen Zeit, so glaube ich, ein Reisen wegen der Behinderung nicht möglich gewesen. Hätte ich aber leidenschaftlich gerne getan. 


Sein Zuhause ist ein selbstgebautes rundes Lehmhaus. Solar und Windkraft versorgen ihn mit Strom. Ein Ofen aus Spanien gibt ihm Wärme mit Holz, heißes Wasser zum Abwaschen und gleichzeitig gekochtes Essen. Ein mit Benzin betriebender Generator versorgt die Geräte, die er zum Schrauben oder Schweißen braucht. Mich erinnert es hier an eine Mischung aus Waterworld, Geschichten von Jules Verne und an die Häuser der Hobbits. 


Miyake, seine Tochter, die in Südfrankreich aufgewachsen ist, lebt in einem eigenen kleinen Häuschen auch in San Agustin. Zuvor bewohnte sie ein kleines auch rundes Holzlehmhäuschen auf dem Gelände von Alexander. Ihren Namen gab ihr Alexander, indem er seinen Finger über eine Weltkarte kreisen ließ. Über der japanischen Insel Miyake kam er zum stehen und so heißt sie nun wie sie heißt: Miyake.


Sie züchtet mit einem Freund Bienenköniginnen und kümmert sich um Bienenstöcke. Es scheint in Chile wirklich eine Herausforderung zu sein, Bienen zu züchten, weil hier die Jahreszeiten fehlen. Die Bienen können dann keinen Winterschlaf machen. Und das ist für irgendwas wichtig. Aber genauer weiß ich nicht Bescheid. Sie wird in Bälde für ein halbes Jahr in Neu Zealand in eine Lehre zur Bienenzüchterin gehen und möchte danach in Australien arbeiten. 


Miyake ist so eine erfrischende junge Frau. Ganz nah an ihren Emotionen. Ob es Glück, Berührt-sein oder Besorgnis über den Egoismus der Menschheit ist. Sie bewegt sich ganz selbstverständlich auf dieser Welt. Plappern wie ein Buch kann sie, und bringt mich oft zum Lachen. Sie ißt nur Käse von glücklichen Ziegen oder Eier, deren Schale grün ist. Das sagt uns, das es Hühner sind, die draußen wilde Kräuter picken.


Hier draußen sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Wörtlich genommen. Kreisende Condore über den ganz hohen Bergen. 8 oder 10 mal so hoch wie der Königsstuhl in Heidelberg. Von hier unten erkennt man sie nur an ihren typischen Flugeigenschaften. Denn sie bewegen kaum ihren Flügel beim Fliegen. 


Es ist so friedlich hier. Nur Vogelgeräusche am Morgen. Fuchsschreie in der Nacht. Oder der Uhu, der uhu macht und am Ende gurrt wie eine Taube. Sterne funkeln en masse trotz des Vollmondes. Das Kreuz des Südens ist hervorragend zu erkennen. Erste Anzeichen von Frühling. Mandelbäume sind auch hier mit die Ersten. Langsam werden die stacheligen Büsche an den Bergen gelb. Ein ockergelb. Über Tag erwärmt die Sonne die Luft. Etwas. Hier kommt der böse Wind aus dem Süden. Polwind aus Patagonien. Bei uns ist es ja der böse Nordwind.


Wenn ab 17h die Sonne hinter dem Berg verschwindet, erscheinen die Bergspitzen in der Nähe in einem orangeroten Licht. In Argentinien drüben werden sie eher rosa, was wohl eher an der Physik als an Argentinien liegt. Es ist ein ganz wunderbarer Ort, den der Alexander sich als seine Wahlheimat auserkoren hat. 


Vorgestern eine erste warme Brise am Morgen. Die Nächte weniger kalt, was bedeutet drei Decken weniger über mich. Ja, selbst im Haus musste ich bislang mit zwei T-Shirts, Strümpfen, langer Unterhose, einer Mütze und fünf Decken über mir schlafen. Es gibt nirgendwo Heizungen in den Häusern. Hier schon gar nicht. Genauso wie es keinen Handyempfang gibt. 


Alexander hat alles, was ein Bastler, Schrauber, Hausbauer und Geröll- und Steineschieber so braucht. Einen kleinen Bulldozer, Schweißgeräte, Drehbank, Generator und mehr. Einmal, so erzählte er uns, als es Hochwasser gab, hat er seine Tochter mit dem Bulldozer aus dem Dorf abgeholt. Sie vorne in der Schüppe liegend durchquerten sie den Fluß. 


Woher wir Alexander kennen, würde ich mich spätestens jetzt fragen. Als mein Rollstuhlschiebegriff in Cusco Peru brach, und wir auf dem Reiseforum nach Unterstützung fragten, meldete sich auch Alexander aus Chile. Er lud uns zu sich ein. 


Nun sind wir seit Montag hier. Heute ist Donnerstag, und das Beste ist: Wir dürfen noch ein bißchen bleiben. Toshi bosselt am Motorrad rum. Reparierte Poncho und das Vordergelenk vom Beiwagen. Abends kochen wir zusammen, und lauschen dem, was er uns über seine Geschichten und Chile zu erzählen hat. Eine voll ausgestattete Küche, Kräuter und leckere Produkte läßt den Koch in Toshi zum Leben erwecken. 


Und im Moment baut Toshi mir einen Prototypen eines Klo’s, das am Beiwagen eingehängt werden soll. Dazu mehr, wenn es funktioniert. 


Das würde bedeuten, das ich mir endlich keine Gedanken mehr über das Wo und Wie machen müsste. Ein großes Problem wäre gelöst. Einfach in die Landschaft hinter ein Bergchen oder Großgebüsch fahren und fertig ist das Gartenhäuschen. Was ja auch für das Campen von größtem Vorteil wäre, wenn unsere Freunde aus Deutschland bald kommen. Denn sie möchten so gerne campen gehen. Und ich mein werdendes Klo benutzen.


Es ist einfach super hier. Und wieder einmal merken wir, was uns am Reisen am meisten gibt: Menschen zu treffen, miteinander zu kochen und zu essen, etwas Handwerkliches oder Alltägliches zu teilen und am Ende des Tages, wenn es dunkel ist, ein oder zwei Bierchen zu trinken und über das Leben, die Welt, die Liebe und der Verhaltensweisen von Menschen in den jeweiligen Ländern zu sprechen. Genau das ist es, was unsere Konzepte vom Leben bereichert und ergänzt. Das ist es, was unseren Horizont erweitert.


Wir danken euch sehr: Alexander und Miyake!
Toshi und Heike

Eintrag erstellt am Montag, 19. August 2019

Datum: Sonntag, 11. August 2019, Position: Hostal Maria's Casa, La Serena, Chile, Stimmung: Top!!

Kurzes Update zu Chile

Frühling bei Maria
Frühling bei Maria

Ihr Lieben, Schönen und Guten!


Wir hatten beschlossen, uns durch die Kälte in Chile, schließlich ist ja noch Winter hier, durch auszuruhen und langsamer zu reisen. Deshalb sind wir hier in La Serena und besonders wegen Maria, der Hostalbesitzerin und Mamasita, ihren zwei Söhnen Mauritio und Andres und dem Onkel Pancho, seines Zeichens Schumachermeister, hängen geblieben. Zudem gibt es hier eine Küche, in der wir fleissig kochen, einen schönen Garten und bestes Wifi. Alles, was das Herz und das Budget begehrt. 


La Serena ist eine Universitätsstadt und erinnert uns an Heidelberg. Nette kleine Altstadt um den Plaza gelegen, einem Wochenmarkt mit tollen Früchten und Gemüse und freundlichen Menschen. Die erste Stadt in Chile, die uns so richtig zusagt. Iqueque und Caldera waren ja eher Ferienorte statt einer Stadt, in der gearbeitet, studiert und gewohnt wird. Doch auch hier gibt es einen Meeresabschnitt mit Hotelburgen. Gerade nicht viel los da und auch nicht ganz so unsers. Winter eben.


Von Caldera wollten wir die Küstenstrasse in Richtung Süden nehmen, doch Nebel und deshalb kalt, ließen uns unsere Idee verwerfen. Die Strasse am Meer entlang zeichnete sich durch einen Belag aus, der Pavamiento basico genannt wird.  Durch die Luftfeuchtigkeit war er ziemlich rutschig. Das machte Toshi wenig Freude. Stattdessen nahmen wir dann die Ruta 5, um Strecke zu machen und erreichten La Serena in einem Fahrtag.


Pancho hieß uns freudig willkommen. Denn er mag Deutsche. Er ist seit 8 Jahren mit einer Deutschen verheiratet, die schon 12 Jahre in La Serena lebt. Leider verpassten wir uns, was sie uns später in einer Email schrieb. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes reparierte er die Motorradstiefel von Toshi und klebte die Isolierung am Rollstuhl wieder fest. Außerdem bekamen unsere Schuhe mal Fett. Welch Freude!


Mauritio sieht original aus wie Mr. Bean. Es ist einfach unmöglich, ihn ernst zu nehmen. Gestern trafen wir ihn im Supermarkt, und er fragte uns, ob es zu Hause Zucker gäbe. Schmunzel.


Morgen geht es nach Salamaca in Chile. Wir sind von Alexander eingeladen worden, ihn zu besuchen. Er hat eine Werkstatt, in der Toshi das sich langsam verabschiedende Schwenkergelenk ersetzen wird. Alexander kennen wir bisher nur durch facebook. 


Tja, und mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen. Doch: Erste Anzeichen für den heiß ersehnten Frühling im Garten von Maria. Der wird uns irgendwann Wärme bescheren.


Wir lieben und vermissen Euch!


Heike und Toshi 







Datum: Montag, 5. August 2019, Position: Hostal Qapaq Raymi, Caldera, Chile, Stimmung: Top!!

Chile

Mano del desierto, Atacama Wüste
Mano del desierto, Atacama Wüste

Ihr Lieben, Guten und Schönen! 


Heute bin ich dran mit dem Hochladen von Bildern. Und möchte noch gleich ein paar Gedanken zu der letzten Woche loswerden. Beim Reisen ist das so’ne Sache aktuell zu bleiben. Viele kleine Eindrücke verschwinden, wenn ich es nicht gleich niederschreibe. Doch lange Fahrtage und Aktuell geht nicht gut zusammen. 


Am Abend durchgefroren und glücklich ein Bett gefunden, schnell noch etwas zu abend gesucht oder eingekauft und gekocht zu haben, ist die Freude auf ein Bierchen und ein “Wie waren deine Eindrücke heute so?” doch zu verlockend, um sich an eine produktive Arbeit wie einen blogeintrag zu machen oder gar Bilder hochzuladen. Denn das ist langwierig und darf nicht unterbrochen werden, weil sonst vielleicht alles weg ist und die ganze Arbeit für umme. 


Seit einer Woche sind wir nun eher mit Wüste fahren beschäftigt. Oder auf der ruta 1 am Meer entlang fahrend mit Wüste auf der anderen Seite des Motorads. Die Bilder geben die gesehenen Unterschiede kaum her. Es ging auch viel geradeaus, was auf Tage gesehen, doch ein bisschen ermüdend ist. Am Meer zu fahren, war dann doch mal eine gekonnte Abwechslung. Der Pazifik ist ja ein ganz wildes Wasser! 


Die Städte und Dörfer sind eher unspektakulär bis langweilig praktisch. Wenig bunt. Außer der doch zum Teil beeindruckenden Häuser aus Holz wie in Iquique. Fast wie Westernstädte. In den kleinen Dörfern am Meer ist touristisch gesehen nicht viel los, und deshalb haben alle ihre Geschäfte eingestellt, Restaurants geschlossen, Fähren Winterpause und keine Fischer weit und breit in Sicht, die uns zur Insel Pan de Azucar mit den Pinguinen bringen könnten. 


Hostal- oder Hotelbesitzer scheinen allesamt auch in einen Winterschlaf gefallen zu sein. Und wenn wir anfragen, gucken die meisten nur mit einem halben Auge offen und sehr verschlafen aus der Wäsche. Meistens gibt es ein unbemühtes “Voll” und die Tür schliesst sich. 


Zum Glück fanden wir dann doch immer noch ein nettes Plätzchen mit sehr netten Menschen. Besonders hier im Hostal Qapaq Raymi in Caldera. Gestern wurden wir mit einem Bildband über die Atacama Wüste reich beschenkt. Eine Atacama Wüste, die alle 5 Jahre bunt erblüht, wenn es mal einen Tag regnet. Ein Traum! Kaum vorzustellen, wenn man ihren Zustand im Moment in Betracht zieht. Staubtrocken und eher über Hunderte von Kilometern gleich.


Wenn es nachts nicht so kalt wäre, dann würden wir ja campen. Denn das tut jeder Fernreisende hier. Und, das geht auch gut. Denn überall kann man sich gut hinter Steine verstecken oder am Meer sein Zelt aufschlagen. Das ist erlaubt.


Betrüblich für uns sind die Unkosten für Sprit, Unterkunft und Essen gehen. Unser tägliches Budget reicht im Moment nicht aus. Nach den Monaten, in denen unser Budget locker reichte, verzichten wir jetzt eher mal auf etwas. Muss jetzt nicht sein, beschließen wir. 


Empanadas sind günstig, gross und super lecker hier in Chile. Die lassen wir uns gerne schmecken. Der Kaffee ist löslich. Und wenn man einen guten will, dann kostet der man eben 6 Euro. Uff. Der Liter Benzin 1,03 Euro. Die letzten Monate, außer in Bolivien kamen wir nicht über 60-80 cent. Einfachste Unterkünfte ohne Bad fangen bei 26 Euro an. In den übrigen Länder waren wir sehr oft unter 18 Euro mit eigenem Bad. Kleinvieh macht auch Mist!  


Sehr interessant sind die Friedhöfe mitten in der Landschaft mit gehörigem Abstand zum Dorf, die ihr auf manchen Bildern sehen werdet und die Totengedenkstätten, die hier fast immer mit Sitzgelegenheiten, Fahnen, Bildern der Verstorbenen, Trockenblumen, gerne Marienfiguren versehen sind. Andere mit Bauhelmen oder Pylonen. Immer wieder finden sich auch kleine Kirchen am Strassenrand mit Marienstatue. Denn für alles, ob man nun ein neues Auto oder die Strasse sichern möchte, existiert eine eigene Virgin, der gehuldigt wird.


Das war es heute von mir! Jetzt such ich mal schöne Bilder für euch raus. Mit Vergnügen übrigens. Wir lieben und vermissen euch! Heike und Toshi

















































Datum: Donnerstag, 1. August 2019, Position: Hostal Herbe, Antofagasta, Atacama, Chile, Stimmung: Gut!

I’ve been through the desert on a horse with no name…

Tja. Ihr Lieben, wenn die Strecken lang werden, fängt man an zu singen. Gut, dass Ihr das nicht hören könnt!


Durch die Wüste fahren, das kann sich ziehen. Ja, wir haben Umwege, Abwege gesucht, um die Fahrt etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

Doch während es in der Atacamawüste auf Höhen zwischen 800 und 1200 Metern einigermaßen angenehm warm ist, zum Teil bis an die Grenze zu, “Oh, ist mir heiß!”, wird es Richtung Küste zuverlässig kühler, bis richtig kalt. Pest oder Cholera. Und die Distanzen zwischen möglichen Unterkünften sind lang. Mehrmals haben wir jetzt über vierhundert Kilometer am Tag hinter uns gebracht.

Ja, in der Wüste ist es warm, windig, und es ist unglaublich trocken. Die Atacama gilt als eines der trockensten Gebiet der Erde. Und wir trinken dementsprechend viel, und sind froh über den Camelback, den kleinen Trinkrucksack, der immer griffbereit ist, und aus dem ich sogar während der Fahrt einen Schluck nehmen kann.


Es geht viel geradeaus. Es geht immense Strecken bergab und wieder bergauf, wenn ein Wüstental durchquert werden muss. Dann schlängeln sich die Straßen zum  Teil über zig Kilometer an den Hängen der Dünen entlang. Laster werden gewarnt, in niedrige Gänge zu schalten, und tuckeln dann im Schrittempo bergab. Gut zum überholen, denn man kann gut sehen, ist schnell vorbei, und es ist auch nicht besonders viel Betrieb hier.

Wie anders die Panamericana hier doch ist! Wunderbar guter Belag, kaum Verkehr, kaum Müll am Straßenrand. Apropos Müll: An einer Raststätte (d.h. Mirador, also Aussichtspunkt) treffen wir Raymundo, den Reinemacher der Straße. Er wird von einem Kleinlaster irgendwo mitten in der Wüste abgesetzt, und sammelt dann die Straße entlang den Müll in einen großen schwarzen Sack. Wir reden kurz mit ihm, machen (ernstgemeinte) Komplimente, wie schön sauber die Straßenränder hier sind, und wie sehr das doch zu unserem Naturerlebnis beiträgt, die Landschaft ohne Müllberge genießen zu können. Als wir weiterfahren, kommt uns sein Kleinlaster wieder entgegen, und alle Insassen winken uns zu.

Hier in Antofagasta finden wir wieder erst nach längerem Suchen gute Unterkunft. Teuer zwar, aber Hernando, der Besitzer der Hospedaje Herbe Suites ist super nett und fährt selbst Motorrad. Also sind wir sehr willkommen, unsere Dicke neben seine Harley sicher abzustellen. Und auch das Zimmer ist in Ordnung, ebenso wie die kleine Küche, in der wir uns Fertiglasagne warm machen. Lohnt sich wirklich nicht, das Zeug zu kaufen, das für eine italienische Firma in Belgien hergestellt, und nach Chile exportiert wird. Dann doch lieber Brot mit Käse essen. Beides direkt von hier.

Die letzten drei Nächte haben wir in Iquique verbracht. Eine ganz angenehme Stadt, die, anders als viele andere Hafenstädte hier, keinen ungemütlichen oder gar heruntergekommenen Eindruck macht. Nein, hier gibt es (neben den überall dazwischen gebauten Wellblech- und Sperrholzbauten) einige an Westernfilme erinnernde historische Holzbauten. Sie sind ein- bis zweistöckig, und stehen in hübschem Kontrast zu den wenigen steinernen Bauten im Kolonialstil. Das Spanische Kasino und der Kroatische Club sind an der Plaza wirklich prominente Beispiele, neben dem Städtischen Theater und dem Uhrturm, der allerdings nur so aussieht, als wäre er aus Stein. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass das gesamte Gebäude ebenfalls ein Holzbau ist. Mit viel Gips und Verputz auf “Stein” gemacht.

In Iquique wohnen wir im Hotel Mediterraneo bei Rodolfo, dem Surfer, der immer in kurzen Hosen herumläuft, eines Morgens flugs sein Board auf den Kleinwagen schnallt, und uns mitteilt, dass er nun an den Strand zum Surfen fährt. Entsprechend relaxt und freundlich ist die Atmosphäre hier. Es gibt eine kleine Teeküche, aber kochen können wir leider nicht.

Unser erster Tag, an dem wir eigentlich einiges erledigen wollten, fällt dem Reiseblues zum Opfer, der uns beide auf einmal voll im Griff hat. Wir überlegen, wie wir mit unserem Budget hinkommen sollen, und ob wir nun lieber schnell nach Süden, eher ins Landesinnere oder an der Küste entlang fahren, Zelten versuchen, oder doch einfach täglich das Budget reißen sollen?

Wenn Du darüber nachdenkst, während der Reiseblues Dich am Wickel hat, kann nichts Gutes dabei herauskommen. Also hängen wir noch eine Nacht dran, und am nächsten Tag spazieren wir erst einmal ausgiebig durch Iquique. Bank, Geldwechsel, Markt, Drogerie… 

Die Freihandelszone von Iquique mit zollfreien Waren aus aller Welt finden wir zwar nicht, aber das spart uns wahrscheinlich auch Geld. Denn wirklich brauchen tun wir eigentlich nichts…

Dafür finden wir den Fischereihafen und die Restaurants im ersten Stock des Fischmarkts, von denen aus man den Fischern zusehen kann, wie sie Ihre Boote reparieren, Netze flicken, und Ihren Fisch verkaufen. Und wir essen das erste Mal in Chile für richtig günstig Geld im Restaurant, und noch dazu richtig guten Fisch. Herrlich!

Eine Sache fällt in Chile auf: Hier gibt es Bürgersteige, die den Namen verdienen. Schön glatt, breit und ohne Löcher. Man kann wunderbar mit dem Rolli flanieren, die meisten Übergänge sind abgeflacht. Und egal, ob man gerade über die Straße möchte, oder nicht, wenn man mit dem Rolli nahe einem Übergang steht, halten die Autos, und wollen einen hinüber lassen.

Trotzdem bleibt einstweilen das Gefühl zu diesem Land irgendwo in der Schwebe zwischen angenehm, weil etwas weniger rau als die vorigen Länder, und dem Unbehagen angesichts der Preise.

Hier im Norden kommt noch die Wurschtigkeit hinzu, mit der man uns abweist, wenn wir Unterkunft suchen. Wenn der Parkplatz eines großen Hostels vollkommen leer ist, glaube ich leider kein Wort, wenn uns gesagt wird, man sei ausgebucht. Echt, mal!

Wir hoffen, dass es gen Süden anders wird. Der Norden ist stark durch die Minenindustrie geprägt. Die Minenbetreiber brauchen Platz für die Wanderarbeiter, und zahlen offenbar recht gut. Und die Mineros dürften einen eher rauhen Ton gewöhnt sein. Freundlichkeit ist vielleicht einfach nicht angesagt.

Ihr Lieben Zuhause und im Rest der Welt. Das wars einstweilen. Wir hoffen, dass es Euch gut geht. Wie Ihr wisst, schlagen wir uns auch durch die etwas zäheren Teile der Reise immer wieder durch, und dann wird am Ende alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es eben auch noch nicht das Ende. In diesen Sinne, bis bald!


Eintrag erstellt am Montag, 5. August 2019

Datum: Sonntag, 28. Juli 2019, Position: Hostal Prat, Arica, Nordchile an der Peruanischen Grenze, Stimmung: Mittel!

Beeindruckender Weg an die Küste, und etwas Ernüchterung

Tja, liebe Freunde und Verwandte,


da sind wir nun in Chile! Nach unserem ganz ursprünglichen Plan sollte das ja das letzte Land in Südamerika sein, das wir bereisen, um dann über Russland heim zu fahren. Aber das ist ja ganz schön lange her!


Nun, wir haben heute die Grenze nach Chile passiert. Die Lastwagenschlangen stauen sich im Niemandsland zwischen den beiden Grenzstationen. Zu unserem Glück standen die Trucks vor allem in Richtung Bolivien dicht an dicht. Wir als Touristen dürfen alle Formalitäten in einem gemeinsamen Gebäude, fünf Kilometer Richtung Chile, vom Grenzposten der Bolivianer aus gesehen, machen.


Da auch die Busse dort abgefertigt werden, und sich dann nicht mehr auf der zweispurigen Straße hinter den Lastern einreihen wollen, kommen sie uns auf unserer Spur entgegen. Wir schlängeln uns durch, als sich Bus- und Truckfahrer nicht einigen können, und haben den Rest der Strecke zum Grenzgebäude freie Fahrt.


Das Gebäude ist ziemlich neu und modern, und etwas unübersichtlich. Wir sollen nicht der Spur für Privatfahrzeuge folgen, bedeutet man uns, sondern der Busspur. OK.


Ich bekomme schnell die Stempel für Ausreise und auch die Zollformulare für das Motorrad zur Ausreise sind in wenigen Minuten fertig. Man bekommt einen Zettel mit sechs Feldern, und wenn jedes Feld seinen Stempel bekommen hat, ist man fertig. So weit so gut. Den Stempel für die Bolivianische “Ein- und Ausfuhr von Waren”-Seite brauche ich nicht, sagt man mir. also Einreise Chile. Wieder bekomme ich den Stempel in Heikes Pass, ohne dass sie den Beiwagen verlassen muss. Wunderbar. Und kein bisschen von “Deutscher als die Deutschen”, was man den Chilenen hier gern nachsagt.


Weiter zum Zoll. Da ist keiner. Nein ich muss erst zur SONAT oder so ähnlich, der Herr kommt gerade schon um die Ecke, dann ist doch die grummelige Dame für mich zuständig. Sie folgt mir unwillig nach draußen, und bereitet mich schon mal darauf vor, dass alles Gepäck durch den Scanner muss. ich schlucke, und frage höflich, “Alles?” Natürlich alles. Ich sage nur “A ver…”, Mal sehen…


Sie gibt nicht nach, und ich beginne also, die Koffer abzunehmen, alle Säcke runter, und hoffe, dass sie nicht auf die Idee kommt, da könnte neben Heike auch noch Gepäck im Seitenwagen sein.


Doch meine Rettung naht in Form von ungefähr fünf Motorrad-interessierten Kollegen der grummeligen Dame. Plötzlich lässt sich die Sache auch durch Sichtprüfung ausgewählter Stücke und eingehende Befragung der Form: “Irgendetwas frisches an Proviant?” erledigen. Natürlich haben wir nichts friosches dabei. Wir haben uns ja vorab informiert, und wissen, dass man nach Chile kein Obst, kein Gemüse, kein Fleisch, keine Samen, und was nicht alles noch nicht einführen darf. Also haben wir alles rechtzeitig aufgegessen, und es gibt nur noch abgepackte Chips, Erdnüsse, Müsliriegel im Proviant. Ich bekomme den Stempel, und rödele erst Koffer und Gepäckrollen wieder auf, bevor ich zum Zoll gehe, um die Einreise unserer Dicken durchzuführen.


Auch wenn das am Ende schnell geht, hat Heike in der Zwischenzeit ordentlich angefangen zu frieren, und ist froh, als die Heizung wieder an geht.


Auf der Chilenischen Seite erreicht man nach kurzer Zeit den Lago Chungara, mit irgendetwas über 4000 Metern angeblich der höchstgelegene See der Welt. Ob höchst gelegen oder nicht, der Blick über den See auf den 6330 Meter hohen Vulkan Parinacota ist atemberaubend schön. Wir sehen den Parinacota noch als Hintergrund anderer Landschaften. Kleine Lagunen in schwarzem Gestein. Geröllhalden, die sich wie Mondlandschaften auftürmen. Wir kommen kaum vorwärts, so viele Fotostopps wie wir einlegen. Und dabei ist es doch so kalt hier oben! Ein fieser Wind pfeift uns um die Ohren.


Wir schlängeln uns durch den oberen Teil der Ruta del Desierto, die den Namen wirklich verdient. Eine große Vielfalt an Wüstenlandschaften sehen wir auf dem Weg, und die riesigen Dünen, die uns umgeben, kurz bevor sich die Landschaft zum Meer hin öffnet, machen uns Staunen.


Arica ist das übliche, was man in Grenznähe von einer Stadt erwartet. Zudem ist Sonntag, und fast alle Geschäfte haben zu. Wir suchen etwa eine Stunde nach einer Unterkunft, die nicht unser Budget sprengt. Das Prat geht vom Preis her gerade so, wir haben einen sicheren Parkplatz, und das Wasser in der Dusche ist heiß. Das war es dann aber auch schon so ziemlich. 


Unser Abendessen ist karg, keine kulinarische Offenbarung. Wir überlegen, uns ein Bier zum Mitnehmen in einer Bar zu holen, weil die allgegenwärtigen Minimarkets, die einzigen Geschäfte, die jetzt auf haben, keinen Alkohol verkaufen dürfen, wir aber nicht in der lauten Bar sitzen mögen. Der Barkeeper ist sich offenbar selbst der beste Gast, und sturzbetrunken. Wir versuchen es woanders, die Barkeeperin ist nett, und bittet mich nur, die Flasche schnell in meinem schwarzen Beutel verschwinden zu lassen, damit die Polizei nichts sieht.


Die Peruanische SIM-Karte kommt wieder ins Handy, denn sie soll in Chile und Argentinien (und einigen anderen Ländern, die wir aber schon passiert haben) ohne zusätzliche Gebühren roamingfähig sein. Ich habe so meine Probleme, die Sache zum Laufen zu bringen, am Ende scheint es aber doch zu gehen.


Soweit unser erster Tag in Chile, Ihr Lieben. Wir sind etwas ernüchtert, und hoffen einfach, dass wir uns in den folgenden Tagen besser in diesem neuen Land zurecht finden.

Eintrag erstellt am Montag, 5. August 2019

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